Wieder deutlich mehr Straftaten
Die Anzahl der Straftaten im Jahr 2022 ist landesweit um 13,7 Prozent gestiegen. Auch im Oberbergischen haben wir einen deutlichen Anstieg von 18,02 Prozent verzeichnet. Damit befinden wir uns wieder auf Vor-Corona-Niveau und teilweise auch höher.
Im Vergleich mit den 47 Kreispolizeibehörden des Landes liegt der Oberbergische Kreis mit einer Kriminalitätshäufigkeitszahl von 4.605 (4.605 Straftaten bezogen auf 100.000 Einwohner) auf Platz zwei der niedrigsten Kriminalitätsraten. Nur in unserem Nachbarkreis Olpe lebt es sich noch sicherer. Die durchschnittliche Kriminalitätshäufigkeitszahl im Land NRW liegt mit 7.624 deutlich darüber.
Rekordniveau des Jahres 2021 von Corona geprägt
Körperverletzungen / Gewaltdelikte
Dass die niedrigen Rekordzahlen des Jahres 2021 nach Ende der beschränkenden Corona-Maßnahmen nicht gehalten werden konnten, lag im Rahmen der Erwartungen. So waren etwa Körperverletzungsdelikte, die oftmals mit Feiern und Alkoholkonsum im Zusammenhang stehen, während der Corona-Pandemie deutlich zurückgegangen. Allerdings stiegen Körperverletzungen im vergangenen Jahr mit fast 30 Prozent um 404 Fälle auf 1759 Fälle überdurchschnittlich an. „Beim Feiern hatten die Leute einen Nachholbedarf, da hat der ein oder andere offenbar über die Stränge geschlagen“, interpretierte Landrat Jochen Hagt die Zahlen bei der Vorstellung der Kriminalstatistik am 21. Februar.
Im gesamten Feld der Gewaltdelikte lag die Steigerungsrate bei knapp 20 Prozent. Besonders auffällig waren neben den Körperverletzungen dabei der Anstieg bei Widerstand und Angriffen auf Vollstreckungsbeamte, die um knapp 33 Prozent auf 114 Taten anstiegen und damit deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre lagen. Mit 74 Taten sind Raubdelikte ebenfalls überdurchschnittlich gestiegen, liegt aber unter dem Niveau des Jahres 2019, dem Jahr, bevor die Corona-Pandemie begann.
Diebstahl
Bei Diebstahlsdelikten, die in den Corona-Jahren ebenfalls rückläufig waren, hat vermutlich auch der deutliche Preisanstieg für einen Anstieg um etwa 20 Prozent gesorgt. Gegenüber dem Jahr 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Pandemie, zogen besonders die einfachen Diebstähle an.
Betrug
Der Betrugssektor legte im vergangenen Jahr um knapp 24 Prozent zu. Bei diesen Delikten waren die Fallzahlen bereits in den beiden Corona-Jahren höher als 2019. Im vergangenen Jahr setzte sich dieser Trend fort. Mehr und mehr wird von Kriminellen dabei das Internet als Tatmittel benutzt. Beispielsweise seien hier eine zunehmende Zahl von Verkäufen über Kleinanzeigenportale oder Fake-Shops genannt, bei denen Käufer Waren bezahlen, die sie dann nicht geliefert bekommen. Aufklärungsmaßnahmen sind hier besonders wichtig und ein wesentlicher Teil der kriminalpolizeilichen Präventionsarbeit sowie unserer Öffentlichkeitsarbeit. Dennoch müssen wir davon ausgehen, dass Taten im Zusammenhang mit dem Internet auch in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen und haben die Anzahl unserer Ermittlerinnen und Ermittler hier bereits ausgebaut.
Bei Betrugstaten zum Nachteil älterer Menschen stimmen die Zahlen dagegen hoffnungsvoll. Mit Maschen wie dem Enkeltrick oder auch Schockanrufen verursachen die Täter oftmals hohe Schäden. Hier waren die Taten im ersten Corona-Jahr von 19 auf 44 besonders stark gestiegen. Im Jahr 2022 ging die Anzahl der Taten auf nun 23 zurück.
Jugendkriminalität
Beim Blick auf die Jugend und deren Kriminalitätsentwicklung machte Carolin Callies, Leiterin der Direktion Kriminalität, einen gestiegenen Anteil von Tatverdächtigen bei Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden fest. „Wichtig ist es, bei diesen jungen Menschen ein besonderes Augenmerk auf deren Entwicklung zu halten und durch ein frühzeitiges Eingreifen ein Abrutschen in eine dauerhafte Kriminalität zu verhindern.“ Daher setzt Callies große Hoffnungen auf das Projekt „Kurve kriegen“, welches 2022 bei der Polizei im Oberbergischen Kreis startete und mit der Einbindung von pädagogischen Fachkräften solche kriminellen Karrieren im Keim bekämpfen soll.
Aufklärungsquote weit über Landesschnitt
Ausgesprochen gute Zahlen konnten Jochen Hagt und Carolin Callies im Bereich der Aufklärungsquoten präsentieren. Trotz gestiegener Fallzahlen konnte die Quote über 61 Prozent gehalten werden, was im Vergleich mit den anderen Behörden im Land Platz 3 bedeutet. Beide waren sich daher einig, dass das Plus an Straftaten mehr an den Gegebenheiten und weniger mit der täglichen Arbeit der Polizistinnen und Polizisten im Zusammenhang steht.