Landrat Jochen Hagt und Carolin Callies, Leiterin der Direktion Kriminalität, stellten am 3. April die Kriminalstatistik 2023 im Rahmen einer Pressekonferenz vor. Die Anzahl der Straftaten im Jahr 2023 ist im Land NRW leicht gestiegen. Im Oberbergischen Kreis hingegen ist die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr um 7,5 Prozent gesunken.
Im Vergleich mit den 47 Kreispolizeibehörden des Landes liegt der Oberbergische Kreis mit einer Kriminalitätshäufigkeitszahl von 4.202 (4.202 Straftaten bezogen auf 100.000 Einwohner) auf Platz eins der niedrigsten Kriminalitätsraten.
Körperverletzungen / Gewaltdelikte
Auch bei der Gewaltkriminalität sank die Fallzahl insgesamt um 3,6 Prozent. In diesem Bereich der Kriminalität gab es starke Unterschiede. Besonders hervor stach die Zahl der Raubdelikte. Sie ist gegenüber dem Vorjahr weiter um 24,3% auf 92 Straftaten gestiegen und liegt im Vergleich der letzten fünf Jahre auf einem Höchstwert. Auch die Fallzahlen beim Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sind im Vergleich zum Vorjahr um 3,5% (4 Straftaten) auf 118 gestiegen. „Es ist ein Unding, Menschen, die anderen Menschen helfen wollen, anzugreifen und zu verletzten“, verurteilt Landrat Jochen Hagt diese Entwicklung.
Um neun Prozent gesunken ist hingegen die Zahl der Körperverletzungsdelikte. 72,5 Prozent der Körperverletzungsdelikte sind der einfachen Körperverletzung zuzuordnen. 23,7 Prozent der Körperverletzungsdelikte waren dagegen gefährliche und schwere Körperverletzungen. Sie wiesen z.B. eine schwere Verletzungsfolge auf bzw. erfolgten mittels Waffen, sonstiger gefährlicher Gegenstände oder aus Gruppen. In 58 Prozent dieser Fälle kannten sich Täter und Opfer, in 13 Prozent dieser Fälle lebten sie sogar zusammen.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Die Fallzahlen im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung steigen seit Jahren nahezu kontinuierlich an. Die Steigerungen der vergangenen Jahre auf 409 Fälle im Jahr 2023 ist maßgeblich durch den Deliktsbereich der Kinderpornografie bestimmt. Das Internet spielt als Tatmittel ebenfalls eine immer größere Rolle. Die Anzahl der Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern sind mit 50 Fällen um 7 (16 %) gestiegen. Der Bereich Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie steigerte sich weiter um 34 Fälle (+27 %) auf 161 Fälle. Es ist der höchste Wert der letzten fünf Jahre und ist vermutlich darauf zurück zu führen, dass durch intensive Ermittlungen das Dunkelfeld früherer Jahre immer mehr aufgehellt wird.
Wohnungseinbrüche
Ein Bereich, der besonders für das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung sorgt, sind Einbrüche in die eigenen vier Wände. Im letzten Jahr ist die Zahl der Wohnungseinbrüche um etwa 11 Prozent auf 237 Fälle im Oberbergischen gestiegen. Zwar liegt die Zahl noch deutlich unter der Hochphase um das Jahr 2015 (717 Einbrüche), doch Landrat Jochen Hagt nutzte die Gelegenheit, um noch mal auf die kostenlosen Beratungsangebote der Kriminalprävention hinzuweisen. Denn nicht zuletzt blieben von den 237 Fällen 117 im Versuchsstadium stecken. Grund für die nicht zu Ende gebrachten Einbrüche können aufmerksame Nachbarn gewesen sein, aber auch ein guter Einbruchsschutz. „Typische Einbrecher, die auf eine schnelle Tatbegehung Wert legen, lassen von gut gesicherten Häusern schnell ab und geben ihr Vorhaben auf“, betont der Landrat. Carolin Callies, Leiterin der Direktion Kriminalität, kommt während der Vorstellung der Zahlen auch noch mal auf das Thema zu sprechen. „Die Bekämpfung des Wohnungseinbruchs ist nur erfolgreich, wenn auch die Bevölkerung aktiv mitwirkt. Dazu gehört eine gute Sicherung des eigenen Wohnbereiches genauso wie eine aufmerksame Nachbarschaft, die bei verdächtigen Beobachtungen sofort die Polizei informiert.“
Betrug
Einen Rückgang verzeichnet die Polizei im Oberbergischen auch im Bereich Betrug. Während die Zahlen vor allem während der Corona-Zeit anstiegen, gingen die Taten 2023 zurück. „Sicherlich spielt eine intensive Präventionsarbeit dabei auch eine Rolle“, so Landrat Jochen Hagt. „Die Präventionsarbeit sorgt dafür, dass die Maschen der Betrüger vielen Bürgerinnen und Bürgern bekannt sind.“ Auch das Tatmittel Internet zeigt eine ähnliche Entwicklung. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Fallzahlen in 2023 um 11,9 Prozent gesunken.
Besonders erfreulich sind die Entwicklungen beim Betrug zum Nachteil älterer Menschen. Hier sind die Zahlen das dritte Jahr in Folge gesunken.
Mit Maschen wie dem Enkeltrick oder auch Schockanrufen verursachen die Täter oftmals hohe Schäden. Bereits 2022 sank die Zahl der Fälle auf 23. 2023 reduzierte sich die Zahl erneut auf 19, was dem Vor-Corona-Niveau entsprichtVon den 19 Fällen zum Nachteil älterer Menschen konnten rund die Hälfte der Taten aufgeklärt werden.
Aufklärungsquote
Gute Aufklärungsquoten konnten Landrat Jochen Hagt und Direktionsleiterin Carolin Callies auch in anderen Bereichen präsentieren. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Aufklärungsquote insgesamt um 0,5 Prozentpunkte. Das heißt, dass 61,7 Prozent aller Fälle im Oberbergischen aufgeklärt werden. Damit liegt die Aufklärungsquote über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre und rund 8 Prozent über dem Landesdurchschnitt.