Was wann wo passiert ist

André Hinsenhofe, Julia Howar und Maike Obenhaus befinden sich in der behördenübergreifenden Zentralstelle GIS-GDI. Sowohl im Vordergrund, als auch im Hintergrund sind Bildschirme mit Landkarten zu sehen.
Was wann wo passiert ist
Das Geoportal der Polizei NRW liefert alles, was mit Karten zu tun hat. Die Möglichkeiten sind schier unerschöpflich und ein echter Gewinn für die Sicherheit – egal ob im Bereich Kriminalität, im Verkehr oder im Großeinsatz.
Streife-Redaktion

Die wohl wichtigste Frage bei Polizeieinsätzen: Wo bin ich und wenn ja wie viele? Zugegeben, das ist ein müder Scherz, aber jeder, der während einer Versammlung, eines Fußballspiels oder einer anderen Großlage im Einsatz war, weiß: Da ist etwas Wahres dran. Geoinformationen können eine immens wichtige Rolle bei Polizeieinsätzen spielen. Sie helfen, Lagen schnell zu erfassen und Entscheidungen zu treffen, sie zeigen Risiken und Chancen auf, sie verschaffen Überblick, wenn die Lage chaotisch zu sein scheint. Eine Karte kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen.

Die behördenübergreifende Zentralstelle GIS-GDI liefert diese Karten. „Vor allem ermöglichen wir, Informationen aus allen Systemen der Polizei in die Karten einzubauen“, sagt Julia Howar. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen sehen sich als Dienstleister, der von der Papierkarte für die Öffentlichkeitsarbeit bis zur digitalen, interaktiven Heat-Map inklusive Drohnenbildern alles macht, was technisch möglich ist. Dabei sind die Möglichkeiten schier unerschöpflich. Etwa im Bereich Kriminalität: Zu wissen, was wann wo passiert ist, hilft natürlich bei der Erkennung von Mustern und Trends. „So kann man sowohl repressive als auch präventive Maßnahmen besser planen“, sagt Maike Obenhaus.

Beispielsweise hat die Zentralstelle eine Karte erstellt, in der alle Geldautomaten des Landes verzeichnet sind. Aufgrund der Lage und der Art, wie die Geldautomaten geschützt sind, konnte so eine Risikoanalyse erstellt werden. „Natürlich kann man damit nicht vorhersagen, wo und wann welcher Geldautomat gesprengt wird, aber es ist klar zu erkennen, welche Standorte bevorzugt angegriffen werden und wo es sich lohnt, ein bisschen öfter nachzuschauen“, sagt André Hinsenhofe. „Auch bei einem versuchten Vergewaltigungsfall in der Aachener Innenstadt konnten wir helfen“, fügt er hinzu. Der Täter bewegte sich mit dem E-Scooter durch das Stadtgebiet. Aufgrund der Standortdaten aller Scooter-Anbieter für den Tag konnte man auf einer Karte zeigen, dass nur eine Person in den entscheidenden drei Minuten mit einem Scooter in der Nähe des Opfers gewesen sein konnte. Er war somit überführt.

Auch im Bereich Verkehr ist die Arbeit der Zentralstelle gefragt. Wo liegen Unfallschwerpunkte? Sind Muster zu erkennen? Wann entwickeln sich Staus und wie kommt der Verkehr wieder in Fluss? All diese Fragen lassen sich mittels interaktiver Karten beantworten und dokumentieren. Schwere Unfälle zu vermeiden, das ist das Ziel. Und die Zukunft lässt sich dank Künstlicher Intelligenz, autonomem Fahren und der Vernetzung aller Daten im Moment nur erahnen. Autos werden erst intelligent, wenn sie genau wissen, wo sie sich befinden. Das Auto der Zukunft soll sich in Millisekunden über den exakten Standort von Gefahrenstellen informieren – von Aquaplaning bis zum Geisterfahrer – und es soll ebenso schnell reagieren. Die Aufgabe von Polizei und Verkehrsüberwachung wird dann sein, das große Ganze im Überblick zu haben, zu wissen, was läuft, und darauf möglichst schnell zu reagieren.

Bei Großeinsätzen ist das bereits Realität. So etwa bei Fußballspielen in Mönchengladbach, wo die Hundertschaft schon jetzt mittels digitaler Karten die Einsätze plant und mehr noch: auf aktuelle Ereignisse reagiert. Wie kommen die Fans der Gastmannschaft an, wo sind Auffälligkeiten, wie ist die Verkehrslage? Wo entwickelt sich was? Auch der diesjährige Karnevalsumzug in Mönchengladbach wurde digital und in Echtzeit erfasst. So konnte jeder der Beteiligten sehen, was wann wo passiert ist. „Wir haben viele Möglichkeiten“, sagt Isabel Stiebner. So könne man auch Objekte mit Drohnen überfliegen und so ein dreidimensionales Bild erstellen, in dem jedes Objekt eingezeichnet und analysiert werden kann. Gerade im Vorfeld von Großveranstaltungen gibt es hier ein Plus an Sicherheit sowohl für die Besucherinnen und Besucher als auch für die Einsatzkräfte.

Die Zukunft? Dank der fortschreitenden Vernetzung der Menschen gibt es eigentlich keine Grenze. „Außer der natürlich, die der Datenschutz und der Gesetzgeber vorsieht“, heißt es bei der Zentralstelle.

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110